Interviews in der 8. und 9. Klasse: Was Schüler wissen sollten
Für Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse in Deutschland kann der Gedanke an ein Interview zunächst ungewohnt oder sogar einschüchternd wirken. Es ist wichtig zu verstehen, dass formelle Bewerbungsgespräche, wie man sie aus der Berufswelt kennt, im Schulalltag dieser Altersstufe eher Ausnahmen als die Regel sind. Dieser Artikel beleuchtet, in welchen spezifischen Situationen Interviews relevant werden können, welchen Zweck sie erfüllen und wie man sich optimal darauf vorbereiten kann – stets mit einer positiven und realistischen Perspektive.
Wichtiger Hinweis vorab:
Kein Grund zur Sorge: Die meisten Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse werden in ihrem regulären Schulalltag keine formalen Bewerbungsinterviews erleben, die den Übertritt in die nächste Klassenstufe betreffen. Interviews sind in der Regel an spezifische Bewerbungssituationen geknüpft.
Wann kommen Interviews für Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse vor?
Interviews in dieser Altersstufe sind meistens an bestimmte Übergangs- oder Auswahlprozesse gebunden. Hier sind die häufigsten Szenarien:
1. Beim Schulwechsel oder der Bewerbung für spezielle Schulformen
Manchmal wechseln Schülerinnen und Schüler in der 8. oder 9. Klasse die Schule, sei es aufgrund eines Umzugs oder des Wunsches, eine andere Schulform (z.B. von der Realschule auf ein Gymnasium) oder eine spezielle Schulrichtung (z.B. eine Sportschule oder ein bilinguales Gymnasium) zu besuchen. Insbesondere bei Spezialschulen oder wenn die Noten für einen direkten Übertritt nicht ausreichen, kann ein persönliches Gespräch Teil des Auswahlverfahrens sein.
Analogie: Der passende Schlüssel zum Schloss
Stellen Sie sich vor, jede Schule ist ein Schloss und jeder Schüler ein Schlüssel. Die Noten sind wie die grobe Form des Schlüssels. Wenn der Schlüssel nicht perfekt passt oder das Schloss besonders einzigartig ist (wie eine Spezialschule), braucht es ein Gespräch, um die feinen Rillen zu prüfen. Man will herausfinden, ob Sie wirklich gut zur Schulphilosophie passen und ob die Schule das Richtige für Sie ist.
2. Bewerbung für spezielle Profile, AGs oder Leistungskurse (oft erst 10. Klasse, aber Vorbereitung beginnt früh)
Manche Schulen bieten spezielle Klassen (z.B. MINT-Klassen, bilinguale Züge) oder anspruchsvolle Arbeitsgemeinschaften an, für die eine Bewerbung und ein Auswahlgespräch erforderlich sein können. Auch wenn Leistungskurse in der Oberstufe beginnen, kann die Wahl und damit verbundene Orientierungsgespräche bereits in der 9. Klasse thematisiert werden.
3. Im Rahmen von Praktika und Berufsorientierung
Dies ist der häufigste Anlass für Schüler der 8. oder 9. Klasse, ein Interview zu erleben. Viele Unternehmen führen kurze Bewerbungsgespräche mit Schülern, die sich für ein Betriebspraktikum bewerben. Diese Praktika sind oft ein fester Bestandteil des Lehrplans zur Berufsorientierung (z.B. BORS in Baden-Württemberg, Praktikum in anderen Bundesländern).
Key Point: Praktika sind der Real-Life-Test!
Das Praktikumsinterview ist eine hervorragende Übung für die spätere Berufswelt. Es ist oft weniger formell als ein „echtes“ Bewerbungsgespräch, aber dennoch ernst zu nehmen. Unternehmen möchten hier vor allem Motivation, Zuverlässigkeit und Interesse erkennen.
4. Bewerbung für die Schülervertretung (SV) oder andere schulinterne Ämter
Wenn sich Schüler für eine Position in der Schülervertretung, als Schulsprecher oder für andere verantwortungsvolle Ämter bewerben, kann es ein informelles "Interview" mit Lehrern oder älteren Schülern geben, um Motivation und Eignung zu besprechen.
Der Zweck eines Interviews: Was wollen Schulen und Unternehmen wissen?
Ein Interview ist keine Prüfung, bei der man richtig oder falsch antworten kann. Es ist ein Gespräch, das dazu dient, ein umfassenderes Bild von Ihnen zu bekommen, das über Noten und Zeugnisse hinausgeht. Es geht um Ihre Persönlichkeit, Ihre Motivation und Ihre Soft Skills.
Mehr als nur ein Zeugnis: Das ganzheitliche Bild
Stellen Sie sich vor, Ihr Zeugnis ist wie ein schwarz-weißes Foto von Ihnen. Es zeigt die Fakten. Ein Interview ist wie ein Video: Es zeigt Ihre Persönlichkeit, wie Sie kommunizieren, wie Sie denken und fühlen. Es geht darum, ob Sie menschlich ins Team passen oder ob Sie für die Herausforderungen einer speziellen Schule bereit sind.
Typische Fragen: Ein Einblick in mögliche Gesprächsinhalte
Die Fragen sind darauf ausgelegt, Sie besser kennenzulernen. Hier sind einige Kategorien und Beispiele:
1. Fragen zur Selbstpräsentation und Motivation:
Hier geht es darum, wer Sie sind und warum Sie sich für diesen Weg entschieden haben.
- "Erzähl uns etwas über dich." (Oft der Einstieg, keine reine Wiederholung des Lebenslaufs, sondern persönliche Interessen und Eigenschaften hervorheben)
- "Warum möchtest du diese Schule / dieses Praktikum machen?"
- "Was weißt du über unsere Schule / unser Unternehmen?"
2. Fragen zu Stärken, Schwächen und Interessen:
Selbstreflexion ist hier gefragt. Bleiben Sie ehrlich und zeigen Sie Lernbereitschaft.
- "Was sind deine Stärken? Nenne ein Beispiel."
- "Was würdest du als deine größte Schwäche bezeichnen und wie gehst du damit um?" (Wichtig: Zeigen, wie man an sich arbeitet!)
- "Welche Hobbys hast du? Was machst du gerne in deiner Freizeit?"
- "Welche Fächer magst du in der Schule besonders gerne und warum?"
3. Fragen zu sozialen Kompetenzen und Teamwork:
Wie verhalten Sie sich im Umgang mit anderen?
- "Arbeitest du lieber alleine oder im Team?"
- "Wie gehst du mit Konflikten um?"
- "Hast du schon mal eine Gruppe geleitet oder in einem Projekt gearbeitet?"
4. Fragen zu Zukunftsplänen und Zielen:
Gerade bei Praktika relevant, aber auch bei Spezialschulen, die auf bestimmte Berufsfelder vorbereiten.
- "Was möchtest du nach der Schule machen?" (Keine Sorge, es ist normal, in der 8./9. Klasse noch keine fertigen Pläne zu haben. Zeigen Sie Interesse an der Zukunft!)
- "Wo siehst du dich in fünf Jahren?"
Beispiele für häufig gestellte Fragen (Zusammenfassung):
- "Stell dich kurz vor."
- "Warum interessierst du dich für dieses Praktikum/diese Schule?"
- "Was sind deine Lieblingsfächer?"
- "Was machst du in deiner Freizeit?"
- "Hast du Fragen an uns?" (Immer! Eine oder zwei vorbereitete Fragen zeigen Interesse.)
Vorbereitung ist der Schlüssel: Tipps für ein erfolgreiches Gespräch
Eine gute Vorbereitung nimmt Ihnen die Nervosität und hilft Ihnen, selbstbewusst aufzutreten. Es ist wie das Üben für eine Klassenarbeit, nur dass es hier um Sie als Person geht.
1. Recherche ist alles:
Informieren Sie sich über die Schule oder das Unternehmen, bei dem Sie das Interview haben. Was sind deren Schwerpunkte? Welche Werte vertreten sie? Je mehr Sie wissen, desto gezielter können Sie Ihre Antworten formulieren und zeigen, dass Sie ernsthaft interessiert sind.
2. Selbstreflexion:
Denken Sie über Ihre eigenen Stärken, Schwächen, Interessen und Ziele nach. Warum wollen Sie genau das machen? Was können Sie beitragen? Sammeln Sie Beispiele aus Ihrem Schulalltag oder Ihrer Freizeit, die Ihre Aussagen untermauern.
3. Übung macht den Meister:
Bitten Sie Eltern, Geschwister oder Freunde, ein Mock-Interview mit Ihnen durchzuführen. Üben Sie das Sprechen über sich selbst, achten Sie auf Ihre Körpersprache und Mimik. Das nimmt die Nervosität für das echte Gespräch.
4. Fragen vorbereiten:
Am Ende eines jeden Interviews werden Sie gefragt: "Haben Sie noch Fragen?" Haben Sie immer ein oder zwei Fragen parat! Das zeigt echtes Interesse und Engagement. Fragen könnten sich auf den Alltag im Praktikum, die Lernmethoden an der Schule oder spezifische Projekte beziehen.
5. Authentizität und Ehrlichkeit:
Bleiben Sie Sie selbst. Versuchen Sie nicht, jemand zu sein, der Sie nicht sind. Ehrlichkeit und Authentizität werden immer geschätzt. Es ist auch völlig in Ordnung, wenn man eine Frage nicht sofort beantworten kann – kurz nachdenken oder sogar sagen, dass man darüber noch nicht nachgedacht hat, ist besser, als etwas Falsches zu erfinden.
Checkliste zur Vorbereitung:
- Infos über Schule/Unternehmen gesammelt?
- Eigene Stärken/Schwächen überlegt?
- Beispiele für Erlebtes parat?
- Zwei bis drei Fragen an den Interviewer vorbereitet?
- Kleidung: Sauber und dem Anlass angemessen (nicht zu leger, aber auch nicht übertrieben schick).
- Pünktlich sein! (Lieber 10 Minuten zu früh)
- Lächeln und Blickkontakt halten.
Nach dem Interview: Was nun?
Nach dem Gespräch ist es normal, dass man aufgeregt ist und auf eine Rückmeldung wartet. Reflektieren Sie kurz, wie es gelaufen ist, aber grübeln Sie nicht zu lange.
Manchmal kann es hilfreich sein, eine kurze Danksagungs-E-Mail zu senden, besonders nach einem Praktikumsinterview. Das ist keine Pflicht, aber es kann einen positiven Eindruck hinterlassen.
Fazit: Eine Chance zum Wachsen
Interviews in der 8. und 9. Klasse sind keine Prüfungen, die über die gesamte Schullaufbahn entscheiden. Sie sind vielmehr eine wertvolle Erfahrung, eine Gelegenheit, sich selbst zu präsentieren, Kommunikationsfähigkeiten zu üben und einen Einblick in zukünftige Prozesse der Berufs- oder Schulwahl zu bekommen. Mit Neugierde, einer guten Vorbereitung und Authentizität können diese Gespräche zu einem positiven Schritt auf Ihrem Bildungsweg werden.
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